Vielen wird diese Situation bekannt vorkommen: Man hat sich etwas vorgenommen, in den Kopf gesetzt und will unbedingt dieses eine, bestimmte Ziel erreichen. Doch nicht alles klappt auf Anhieb, nach und nach stößt man auf Widerstände und Schwierigkeiten. Diese können zum Beispiel in Form von Außenstehenden auftreten. Freunde, Bekannte, Verwandte zweifeln an der Idee. Es wird einem durch die Blume gesagt, dass man es sich lieber nochmal genauer überlegen sollte. Es heißt, man sei einer von vielen und wenn es so einfach wäre, könnte das ja jeder machen.
Doch auch man selbst kann sich ohne Probleme kritisieren oder gar fertigmachen: Meine Ideen sind schlecht, ich kann nichts und andere solcher negativen Gedanken werden dann schnell zu Leitsätzen. Ich persönlich kenne das nur zu gut und möchte deshalb in einer kleinen Geschichte verdeutlichen, wie ich zu dem Spruch „Was dich nicht umbringt, macht dich nur stärker“ stehe.
Gestern poppte eine E-Mail in meinem Postfach auf. Doch nicht irgendeine, sondern eine ganz besondere. Ich war gerade mit meinem Freund unterwegs und merkte, wie mein Puls etwas schneller wurde und ein Kribbeln der Aufregung meinen Körper durchzuckte.
„Mein Lektorat ist fertig und ich kann mir ab jetzt die Datei herunterladen“, sagte ich zu ihm und wusste im selben Moment noch nicht, ob ich lachen oder weinen sollte.
„Das ist ja super!“, entgegnete er. In meinem Kopf hingegen rasten bereits die Gedanken. Oh Gott. Ich hab Angst. Was ist, wenn ich alles nochmal schreiben muss? Wenn ich das ganze Geld für meinen Manuskript-Müll umsonst ausgegeben habe? „Ich weiß nicht..“, sagte ich mit zitternder Stimme. „Was ist, wenn die sagen, es war eine Zumutung, diese Geschichte zu lesen und sie verlangen noch mehr Geld. Schmerzensgeld quasi. Weil es so schrecklich war...“.
„Genau so wird es höchstwahrscheinlich sein“, meinte er trocken, da wir Ironie gerne und verhandlungssicher sprechen.
Ich wusste natürlich, dass meine Bedenken alles andere als rational oder nachvollziehbar waren. Doch jede Übertreibung hat meistens einen wahren Kern. Und mein wahrer Kern waren die Selbstzweifel. Ein:e Lektor:in, die mein Manuskript zerstört und mich und mein Geschreibe auslacht (so habe ich mir früher auch manchmal einige meiner Lehrer vorgestellt, während sie meine Klausuren korrigierten). Natürlich kompletter Schwachsinn, aber in diesem Moment waren das eben meine Befürchtungen.
Zuhause angekommen habe ich mir dann die Dokumente heruntergeladen und zunächst mein Feedback durchgelesen. Und mir ist ein riesiger Stein vom Herzen gefallen. Ein Felsbrocken. Der Mount Everest. Eine unheimlich große Last. Denn anders als ich es mir ausgemalt hatte, standen dort aufmunternde Worte, dass mein Roman sich schön lesen lässt und ich eine tolle Geschichte geschrieben habe. Und genau dieses Feedback hat mich, in dem, was ich tue, bestärkt und mir Kraft für die nächsten Schritte gegeben. Der Motivationsschub war so enorm, dass ich nachts kaum schlafen konnte (vielleicht lag das auch an dem Glas Cola am Nachmittag, da bin ich mir noch nicht ganz sicher).
Mir ist deutlich geworden, dass (konstruktive) Kritik wichtig ist (natürlich stehen in dem Lektorat auch wertvolle Verbesserungsvorschläge), aber dass Selbstbewusstsein und Stärke vor allem durch Unterstützung entstehen. Wenn andere immer nur ihre Zweifel äußern, kann es manchen dazu bringen, es ihnen „zeigen zu wollen“ und härter als jemals zuvor an ihren Träumen zu arbeiten. Andere jedoch kann es zum Verzweifeln bringen, sodass sie ihre Visionen als schlecht und unbrauchbar abtun und schließlich aufgeben.
Da ich mein größter Kritiker bin, muss ich nicht noch zwanzig andere um mich herum sammeln. Manchmal brauche ich sogar ein „ich glaube an dich“, „das schaffst du schon“ oder „bleib dran“. Weil es mich viel mehr motiviert, als stets auf Ablehnung und Absagen zu stoßen. Das bedeutet nicht, dass ich mich nicht verbessern möchte, sondern dass ich finde, dass positive Resonanz und Unterstützung einen weitaus stärker machen als nicht endende Zweifel und Skepsis.
Wenn dich jemand bei der Verwirklichung deiner Träume unterstützt, macht es dich stärker.
Wie geht es euch in dieser Hinsicht? Gigi
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